Tag 16 (Dienstag, 18. Juni 2024):
Am vorletzten Tag unserer Reise stand noch mal ein echtes Highlight an, dass sogar spannender wurde als erwartet: ein Besuch im Rocky Mountains Nationalpark. Eigentlich wollten wir den gleich am Anfang „mitnehmen“, durch die Umplanung für mehr Zeit in den Black Hills ergab sich sogar ein ganzer Tag nur für den Rocky Mountains Nationalpark – nur eben jetzt am Ende der Reise.
Nach dem eher schlechten Frühstück im Hotel ging es wieder zeitig los. Auch für den Rocky Mountains Nationalpark mussten wir ein Timed-Entry-Ticket vorab ordern. Leider hatten wir das zu spät festgestellt, so dass die Auswahl an Zeitslots schon sehr begrenzt war. Wir konnten also nur noch ein Ticket ab 11 Uhr ergattern.
Anfangs stand daher sogar der ganze Besuch des Nationalparks in Frage, weil wir annahmen, dass 11 Uhr einfach zu spät ist. Es sollte sich aber herausstellen, dass 11 Uhr der perfekte Zeitpunkt war. Schließlich war uns anfangs nicht bewusst, dass wir ca. 70 Meilen durchs Gebirge fahren müssen, bis wir am Eingang zum Park ankommen werden, was gut 1,5 Stunden dauern sollte.
Berthoud Pass
Und die Fahrt dorthin begann direkt mit einer sehr interessanten Strecke, denn nach dem obligatorischen Tankstopp – diesmal im malerischen Bergdörfchen Empire – ging es direkt bergauf. Vorbei an malerischen Orten und Wasserfällen und über zahlreiche Serpentinen landeten wir völlig überraschend auf dem Berthoud Pass. Irgendwie hatten wir uns offensichtlich schon so dran gewöhnt, dass es in den Rockys halt immer mal mit vielen Kurven bergauf geht, jedoch nicht damit gerechnet, dass wir auf 11307 ft (3447 Meter) landen. Und das auch deshalb, weil wir am Abend zuvor überlegt hatten, in die Stadt Winterpark zu fahren, um dort in einem Restaurant zu Abend zu essen. Sah halt auf der Karte nur kurvenreich aus, aber mit einem Pass auf 3447 Metern Höhen hatten wir da nicht gerechnet.
Jedenfalls war es mit nur 5 Grad Celsius dort oben auch richtig kühl, so dass auch noch reichlich Schnee lag. Nach einem kurzen Fotostopp ging es dann wieder bergab durch erwähntes Winterpark, vorbei am Lake Granby und am Shadow Mountain Lake. Kurz hinter dem See ging es dann auch schon in den Nationalpark. Vorher haben wir noch am Willkommens-Zeichen angehalten und einige Bilder gemacht. Hier kamen wir dann auch kaum wieder weg, weil ständig neue Touristen kamen, die alle ein Bild vor dem Schild machen wollten. Und weil wir grad „günstig“ standen, wurden wir ständig neu gebeten, ein Foto zu machen. Einerseits ein bisschen nervig, anderseits auch immer eine schöne Gelegenheit, mit anderen ins Gespräch zu kommen.
Pünktlich am Eingang zum Rocky Mountains Nationalpark
Irgendwann konnten wir dann jemanden anderen dazu verdonnern, die Fotos zu machen, so dass wir endlich weiterfahren konnten. Am Eingang freute sich dann der Ranger, dass wir vorbereitet waren und ein Timed-Entry-Ticket vorzeigen konnten. Offensichtlich vergessen das viele oder sind nicht entsprechend informiert. Nach dem üblichen Smalltalk mit besten Wünschen, dass wir alle möglichen Tiere sehen sollen, ging es dann endlich in den Nationalpark. Immer wieder schön, wie freundlich die Menschen in den USA sind – auch deshalb lieben wir die USA!
Abgesehen von den üblichen Fotostopps machten wir unseren ersten richtigen Halt am Alpine Visitor Center auf immerhin 11796 ft. (3596 Meter). Dort konnte man auch direkt erleben, warum es Zeitslot-Tickets gibt, denn es war unfassbar voll im und um das Visitor Center. Immerhin gab es dort genug Parkplätze, aber es war recht frisch. Zwar schien die Sonne, aber vor allem der Wind in der baumlosen Höhe machte den Aufenthalt im Freien trotz Jacke und langen Sachen zu einer Herausforderung.
Murmeltiere auf 3715 Meter
Nach dem Alpine Visitor Center gehts dann in den Hauptteil des Nationalparks mit zahlreichen Stellen, an denen es was zu gucken und zu fotografieren gibt. Der Ausblick in dieser Höhe auf die umliegenden Berge ist schon fantastisch. Nur zufällig haben wir dann auch Murmeltiere aus unmittelbarer Nähe beobachten können. Eigentlich wollten wir an der Stelle was ganz anderes machen, aber es war dort noch windiger als am Visitor Center. Also warfen wir einen kurzen Blick über die Mauer, die sich dort am Straßenrand befand – und erblickten eine ganze Kolonie Murmeltiere. Teilweise waren die nur zwei Meter von uns entfernt und auch nicht so scheu, dass sie wegrannten. Im Gegenteil: die Murmeltiere ließen sich von uns nicht stören. So konnten wir die recht niedlichen Tiere gut beobachten.
Später entdeckten wir sogar ein paar Murmeltieren am Straßenrand, die dann beim Vorbeifahren in ihren Höhlen verschwanden, die teilweise unter der Fahrbahn zu liegen schienen. Ein wirklich sehr schönes und bleibendes Erlebnis.
Weniger schön war, dass die höchste Stelle des Nationalparks, die man mit dem Auto erreichen kann, nicht wie üblich per Schild gekennzeichnet war. Lag vermutlich daran, dass man an der Stelle nicht anhalten darf. Stellt man dort aber ein Schild hin, dass man sich hier auf 12187 ft. (3715 Meter) befindet, interessiert es erfahrungsgemäß niemanden, ob man dort anhalten darf oder nicht. Somit konnten wir den höchsten Punkt im Nationalpark, der gleichzeitig auch die höchste Stelle unserer Rundreise war, nur per Angaben in der Nationalpark-Karte ausmachen. Diese Karte hatten wir analog am Eingang bekommen, was schon deshalb praktisch ist, weil man im Nationalpark keinen Mobilfunkempfang hat und somit auch Google Maps oder ähnliches nicht nutzen kann.
Auf dem Weg nach unten – nach der höchsten Stelle ist ja irgendwie alles nur noch nach unten – haben wir in der Rainbow-Kurve noch ein Picknick eingelegt. Der Ausblick an der Stelle war zwar top, aber wie gesagt, der Park war sehr voll, so dass man da nicht so recht seine Ruhe hatte.
Eis essen in Estes Park
Anschließend ging es dann über zahlreiche Kurven durch teils traumhafte Gebirgslandschaften bis nach Estes Park. Estes Park ist der Urlaubsort, wenn man den Rocky Mountains Nationalpark besuchen will. Nicht nur, dass dort gleich mehrere Eingange in den Nationalpark sind (im Westen und Süden), von Estes Park aus gibt es auch zahlreiche Ausflüge und Tagestouren in den Nationalpark. Entsprechend voll ist es in dem Ort auch, hinzu kamen etliche Baustellen.
Wir haben uns davon aber nicht stören lassen, einen gut gelegenen Parkplatz gefunden und den Ort erkundet. Estes Park hat eine kleine Innenstadt mit zahlreichen Restaurants und Geschäften und erinnert dabei ein bisschen an eine Kleinstadt im Harz oder Bayern. Wirklich hübsch – und natürlich durfte auch ein Eis nicht fehlen. Es war mittlerweile wieder recht warm geworden, auch wenn der Wind teilweise immer noch für genug Abkühlung sorgte.
Eigentlich gibt es im Rocky Mountains Nationalpark noch den Bear Lake – nicht zu verwechseln mit dem Bear Lake bei Garden City in Utah. Der Bear Lake im Rocky Mountains Nationalpark ist ein kleiner Bergsee auf über 8000 ft. Höhe, den man auf einem Rundweg besichtigen kann. Leider braucht man für diesen See noch ein eigenes Timed-Entry-Ticket, obwohl sich der See schon innerhalb des Nationalpark befindet. Und für diesen See haben wir leider keinen passenden Zeitslot mehr buchen können.
Ob wir das zeitlich auch geschafft hätten, wäre fraglich gewesen, denn der Bear Lake befindet sich südwestlich von Estes Park und man fährt gut 45 Minuten, bis man da ist. Und schließlich muss man den gleichen Weg auch wieder zurück. Das wäre sicher zeitlich sehr eng geworden, von der zusätzlichen Fahrstrecke mal abgesehen. Wir sind stattdessen östlich vom Nationalpark wieder Richtung Süden nach Georgetown gefahren.
Begegnung mit dem Rocky Mountaineer
Die Strecke war dabei sehr durchwachsen. Einerseits war es landschaftlich sehr interessant, anderseits gab es nicht viel zu entdecken. Es gab viele kleine Ortschaften und ab und zu mal einen See. Aber manchmal wird man auch echt überrascht und entdeckt völlig unerwartetes, so wie den Rocky Mountianeer, der unter einer Brücke am Signal stand. Wir wären fast dran vorbei gefahren, konnten aber schnell wenden und den Zug fotografieren und die Weiterfahrt filmen. Das sah richtig gut aus.
Die zweite Überraschung war dann Central City: Ein Ort in den Bergen, der offensichtlich nur fürs Glücksspiel gebaut wurde. Es gab dort jede Menge Casinos und Restaurants, allerdings war im Ort kaum was los. Entweder waren wir zu früh am Tag oder Central City war noch nicht so bekannt für seine zahlreichen Glücksspiel-Locations. Für letzteres spricht, dass vom I70 aus gerade eine Schnellstraße nach Central City gebaut wird.
Abendessen in Georgetown
Zurück in Georgetown haben wir dann gegenüber vom Hotel im Restaurant Cooper’s on the Creek zu Abend gegessen. Es war mittlerweile schon nach 19 Uhr, so dass wir nicht sicher sein konnten, dort noch essen zu können. Laut Webseite war alles belegt und um 20 Uhr sollte es eh schon schließen. Wir hatten aber Glück, denn das Restaurant war nicht voll und wir haben auch noch problemlos was zu essen bekommen. Preislich war es allerdings wieder eher weiter oben angesiedelt. Dafür war das Essen und die Atmosphäre sehr gut.
Nach dem Essen haben wir noch zu Fuß ein bisschen den Ort erkundet, waren im Visitor Center und haben ein paar erste Sachen in einem Family Dollar gekauft, die wir mit nach Deutschland nehmen wollten. Danach war Kofferpacken im Hotel angesagt, denn am nächsten Tag sollte es abends wieder mit dem Flugzeug nach Europa gehen.
Zurückgelegte Strecke: 312 km
Der letzte Tag in Colorado war allerdings noch lang genug, um noch eine Sehenswürdigkeit zu besichtigen und um ausgiebig shoppen zu können.