Tag 7 (Sonntag, 9. Juni 2024):
Eigentlich ist Cody ja das östliche Tor zum Yellowstone Nationalpark, aber die Fahrt zum Eingang in den Park ist immerhin 2,5 Stunden lang und soll auch landschaftlich nicht so schön sein. Auch wenn ich solche Aussagen für Jammern auf hohem Niveau halte, ließ es mich während der Planungsphase nicht los. Denn laut diverser Infos rund um den Nationalpark soll die Fahrt in den Nationalpark über den Eingang im Nordosten zu einer der schönsten gehören. Und dieser Eingang war nicht soweit entfernt von Cody. Die Entscheidung für die Nordost-Passage fiel schließlich dadurch, dass man dabei über den Beartoorth-Pass fahren kann, der mit knapp 11.000 Fuß (3400 Meter) Höhe schon ziemlich interessant klang.
Auf nach Montana
Somit ging es nach dem Frühstück im Hotel und dem anschließenden Check-Out erstmal Richtung Norden nach Red Lodge in Montana. Red Lodge ist der letzte Ort am Beartooth Highway, der sich von Billings durch die Rocky Mountains über eine Höhe von 10.947 Fuß (3337 Meter) bis nach Cooke City schlängelt und letztlich in den Yellowstone Nationalpark führt. Der Beartooth Highway ist generell ein Scenic Highway, der interessanteste Teil ist natürlich der von Red Lodge nach Cooke City. Cooke City ist auch der letzte Ort außerhalb des Yellowstone Nationalpark, denn kurz nach dem Ortsausgang gelangt man auch schon zum Eingang in den Nationalpark.
Beartooth Highway
Nach einer kurzen Stadtdurchfahrt in Red Lodge ging es also aufwärts über den Beartooth Pass Richtung Cooke City. Und der Beartooth Pass wartet nicht lang damit zu zeigen, was er zu bieten hat. Da wird schnell klar: Das wird eine traumhafte Fahrt durch bzw. über die Berge. Und so dauerte auch gar nicht lang, bis wir am ersten Aussichtspunkt „Rock Creek Vista Point“ auf immerhin schon 9199 Fuß (2804 Meter) Höhe angekommen waren. Highlight an der Stelle waren neben dem fantastischen Ausblick die Begegnungen mit zahlreichen Streifen- und Eichhörnchen.
Die weitere Strecke führte uns dann immer höher bei immer weniger Vegetation, dafür aber immer mehr Schnee rechts und links der Straße. Der Pass war auch erst wenige Tage geöffnet, denn bis dahin lag wohl einfach noch zu viel Schnee. Und bei den Schneemassen, an denen wir vorbeigefahren sind und gesehen haben, mussten wir wohl froh sein, dass wir nicht 2 Wochen eher da gewesen sind.
Top of the World
Schließlich sind wir an der höchsten Stelle des Passes angekommen: 10.947 Fuß bzw. 3337 Meter über Null. Und durch die Aussicht ringsherum auf die vielen schneebedeckten Berge fühlte es sich an, als wäre man „top of the world“! Ein wirklich unbeschreibliches Erlebnis, was wohl jeder so empfand, der sich dort oben für ein Selfie mit dem Pass-Schild aus dem Auto in den kalten Schnee wagte.
Die weitere Fahrt war dann nicht minder interessant, denn einerseits verbleibt man die folgende Kilometer noch eine ganze Weile in der Höhe und durchfährt anderseits faszinierende, meist verschneite Landschaften. Auch deshalb heißt eine – ich nenne es mal Raststätte – an der Strecke „Top of the World„. Dort hätte man sogar tanken können, die Auswahl an Speisen war allerdings eher mager. Und man merkt auch, dass man sich in großer Höhe befindet und die Luft dort oben recht dünn ist.
Ab in den Yellowstone Nationalpark
Schließlich führte uns der Weg dann durch Cooke City, eine schönes Bergdorf im Westernstil. Kurznach Cooke City ist man auch schon am Eingang zum Yellowstone Nationalpark. Hier bekommt man die wichtigsten Infos sogar auf deutsch ausgehändigt. Eintritt zahlen mussten wir natürlich nicht, denn wir hatten ja zwei Tage vorher beim Devils Tower den Jahrespass gekauft. Es wird daher nur der Pass und Reisepass kontrolliert.
Und schon befanden wir uns also im lang ersehnten Yellowstone Nationalpark. Das Wetter wollte allerdings nicht so recht mitspielen, denn es regnete immer wieder vereinzelt und der Himmel war zum ersten Mal auf unserer Reise stark bedeckt. Die Straßen wurde deutlich schmaler als noch außerhalb vom Nationalpark und auch deutlich voller.
Lamar Valley und Upper Loop
Der Yellowstone Nationalpark ist zwar von der Fläche her riesig, dennoch kann mit ein bisschen Planung recht einfach alles wesentliche erkundet werden. Es gibt zwei Loops (Upper- und Lower-Loop) und insgesamt fünf Ein- bzw Ausfahrten – eine im Süden in den Teton Nationalpark, eine im Westen nach West Yellowstone, eine im Norden nach Gardenier, die Strecke Richtung Nordosten, aus der wir grad kamen und eine im Osten Richtung Cody. Die Highlights befinden sich am westlichen Teil des Upper- bzw. Lower-Loops und zentral bzw. am östlichen Teil des Lower Loops. Der Teil zwischen Lower-Loop und der Kreuzung Richtung Nordosten kann getrost ausgelassen werden, wenn man nicht genug Zeit hat.
Unsere Route führte uns also erstmal von Nordosten kommend durch das Lamar Valley über den nördlichen Teil des Upper Loops bis zu Mammouth Hot Springs. Im Lamar Valley sieht man vor allem jede Menge Bison-Herden, Elche und Rehe. Auch Wölfe und Bären gibt es dort, die bekommt man allerdings als einfacher Tourist nicht zu Gesicht. Wer diese Tiere sehen will, muss entsprechende geführte Touren mit den Park-Rangern buchen – und selbst da ist es nicht sicher, dass man diese Tiere auch wirklich zu sehen bekommt.
Mammouth Hot Springs
Unser erster größerer Stopp war daher Mammouth Hot Springs, dessen bunte Felsen man schon von weiten gut erkennen kann. Bei den Mammouth Hot Springs war auch direkt eine „Raststätte“ des Nationalparks, das heißt, es gab dort Hotels, Restaurants, Souvenir-Läden und sogar eine Tanksäule (ja, nur eine). Auch Mobilfunk und WLAN war dort vorhanden, was in den Nationalparks ansonsten eher nicht vorhanden ist.
Entsprechend voll war es auch bei den Mammouth Hot Springs, dennoch fanden wir direkt einen Parkplatz. Die Hot Springs sind deutlich größer, als wir dachten und als sie auf den ersten Blick erscheinen. Somit konnten wir dort einige Zeit verbringen, um erstmal den unteren Teil zu erkunden. Außerdem hatte sich auch das schlechte Wetter verzogen und die Sonne war wieder da.
Nachdem wir dann ein Eis gegessen hatten und die Souvenir-Shops erkundet haben, ging es zum zweiten Teil der Besichtigung der Hot Springs – der obere Teil. Erst dachten wir, dass man von oben einfach noch mal einen besseren Blick bekommt, doch dann stellte sich heraus, dass es eben dort oben noch viel mehr heiße Quellen zu sehen gibt. Man könnte am Mammouth Hot Springs vermutlich einen ganzen Tag verbringen und hat am Ende immer noch nicht alles gesehen.
Durch den Regen nach West Yellowstone
Kaum hatten wir die Mammouth Hot Springs verlassen, zogen wieder dunkle Wolken auf. Auf dem Weg Richtung West Yellowstone fing es dann auch richtig an zu regnen und es gab ein starkes Gewitter. Daher mussten wir auch die Besichtigung weiterer Quelle abbrechen bzw. auf den nächsten Tag verlegen. Das aufziehende Gewitter war doch ein bisschen beängstigend. So sind wir ab da ohne weitere Stopps bis nach West Yellowstone (Montana) gefahren, wo sich unweit vom Eingang in den Nationalpark unser Hotel (Yellowstone Lodge) für die kommenden zwei Nächte befand.
West Yellowstone ist eine kleine Stadt, die sogar einen eigenen Flughafen hat. Das „Leben“ der Stadt konzentriert sich allerdings nur auf ein kleines Gebiet (3 – 4 Blocks). Dort gibt es zahlreiche Restaurants und Geschäfte. Die restliche Stadt besteht in erster Linie aus Hotels. Verständlich, denn dort wollen viele Yellowstone-Besucher übernachten, weil der Ort direkt am westlichen Eingang zum Nationalpark liegt.
Abends in West Yellowstone
Wir haben dann in einer „Beer Company“ sehr gut zu Abend gegessen, wobei es dort sogar richtiges Geschirr und Besteck gab. Danach haben wir noch ein bisschen die „City“ erkundet und dem Airport einen kurzen Besuch abgestattet, bevor wir den Tag im Hotel haben ausklingen lassen.
Zurückgelegte Strecke: 370 km
Das Wetter war mittlerweile auch wieder schlechter und es regnete erneut. Und die Vorhersage für die nächsten Tage war nicht viel besser, so dass wir schon damit gerechnet hatten, den Nationalpark im Regen erkunden zu müssen. Doch zum Glück hatte sich der Wetterbericht komplett geirrt, wie wir an den weiteren Tagen feststellen durften.