Tag 5 (Freitag, 7. Juni 2024):
Nachdem wir in den ersten beiden Hotels jeweils 2 Nächte verbracht hatten, ging es die nächsten beiden Tage hauptsächlich darum, die Strecke bis zum Yellowstone Nationalpark möglichst entspannt hinter uns zu bringen. Aus diesem Grund standen jetzt 2 Übernachtungen mit jeweils nur einer Nacht auf dem Plan. Es sollte allerdings alles andere werden als eine bloße „Transferfahrt“ zum Yellowstone Nationalpark.
Wir starteten wie immer bei bestem Wetter und direkt nach dem Frühstück im Hotel unsere Fahrt mit dem Tagesziel Gillette in Wyoming. Zuerst führte uns unsere Tour vorbei am Mt. Rushmore nach Hill City. Wie wir erst am Tag vorher festgestellt hatten, gibt es eine Schmalspurbahn von Keystone nach Hill City. Und da wir nicht mit dieser Bahn fahren konnten, wollten wir uns wenigstens den Bahnhof in Hill City anschauen. Das entwickelte sich auch direkt zu einem Highlight, denn sowohl die Eisenbahn selbst als auch der Bahnhof erinnerten stark an die Wild-West-Filme aus Hollywood. Wir konnten den Bahnhof und eine abgestellte Dampflok im Wild-West-Stil besichtigen.
Herz der Black Hills
Hill City wird auch das Herz der Black Hills genannt, leider hatten wir weder die Zeit noch den Plan, die Stadt näher zu erkunden. Denn erstes Ziel war eigentlich Deadwood. Also fuhren wir weiter Richtung Norden. Plötzlich war abseits der Straße eine Brücke zu sehen, die genau so aussieht, wie man Eisenbahnbrücken in Wild-West-Filmen kennt. Kurze Zeit später standen wir vor der Entscheidung, geradeaus auf einer unbefestigten Straße zu fahren oder der asphaltierten Straße zu folgen. Wir entschieden uns für die unbefestigte Straße, weil diese laut Karte auch die kürzere Strecke nach Deadwood bot. Was wir dann allerdings auf der Straße zu sehen bekamen, war einfach der Hammer. Wir fanden später auch heraus, dass diese Straße „Mystery Road“ heißt – das erklärte einiges.
Die Mystery Road führte durch eine Landschaft, die so einfach in Western-Filmen als Kulisse verwendet werden könnte. Neben der Straße verlief ein alter Bahndamm, auf dem in den Wild-West-Zeiten vermutlich eine Eisenbahn gefahren ist. Heute ist das ein Radweg, es sind allerdings noch alle Holzbrücken vorhanden. Über zahlreiche Kurven und kleinere Ortschaften führte uns die Straße schließlich bis fast nach Deadwood. Eine Stadt, die genau das bietet, was man sich unter einer Stadt im Wilden Westen vorstellt. Es gibt dort sogar noch eine alte Goldmine, die besichtigt werden kann.
Hier mussten wir einfach einen Stopp einlegen und die „Innenstadt“ besichtigen. Mehr Wild-West geht wirklich nicht! Es gibt sogar noch Hinweise, wo welcher berühmte „Cowboy“ gelebt hat oder auch erschossen wurde. Und an einigen Türen von Bars sind die Griffe sogar alte Revolver. Wir haben hier in einem kleinen Restaurant an der Mainstreet eine Kleinigkeit gegessen und die Atmosphäre der Stadt auf und wirken lassen. Die Pferdekutsche, die dort auf und ab fährt, macht das ganze Erlebnis noch besser.
Belle Fourche: Geografischer Mittelpunkt der USA
Anschließend ging es erstmal wieder Richtung Süden, um letztlich durch den Spearfish Canyon weiter Richtung Norden zu fahren. Der Spearfish Canyon ist – wie der Name schon sagt – ein Canyon, der sich entlang eines kleinen Flusses durch die Berge schlängelt. Auf halber Strecke waren die Roughlock Falls, die zwar nur über eine unbefestigte Straße erreichbar, aber dennoch – zu recht – gut besucht waren. Nach deren ausgiebiger Besichtigung bei mittlerweile recht warmen Temperaturen ging es mit einigen Pausen weiter Richtung Devils Tower. Allerdings hatte uns die Frau an der Rezeption im Hotel in Keystone den Tipp gegeben, über Belle Fourche zu fahren. Dort befindet sich der geografische Mittelpunkt der USA. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, zumal es kein Umweg war.
Das „Monument“ war etwas unscheinbar. Das heißt, wenn man nicht weiß, dass es sich dort befindet, fährt man einfach dran vorbei. Dafür war es dann aber – typisch USA – recht interessant gestaltet. Auf einer Steinplatte war ein Kreuz, dass eben jenen Mittelpunkt signalisierte. Ringsherum stand für jeden Bundesstaat die entsprechende Fahne mit einer Tafel davor, die auf die Besonderheiten des Staates hinwies und dessen „Spitzname“ verriet. Auf dem anschließenden Weg zum Devils Tower verließen wir South Dakota und überquerten wieder die Grenze von Wyoming, der Staat, in dem wir die kommenden Tage größtenteils verbringen werden. Denn auch der Yellowstone Nationalpark liegt ja zu großen Teilen im Staat Wyoming.
Beeindruckender Devils Tower
Es dauerte dann auch gar nicht lang, bis wir den Devils Tower erstmals in der Ferne erblicken konnten. Er ist schon ziemlich imposant und zugleich durch seine markante Form unverkennbar. Anders als vermutet konnte man auch ziemlich nah ran fahren an den Tower. Allerdings ist die Zahl der Parkplätze stark begrenzt, so dass man wohl durchaus einige Wartezeit mitbringen sollte, wenn man zu Hauptsaison oder an Tagen, an denen viel los ist, den Tower besuchen will. Wir hatten Glück, denn es war nicht viel los. Und das lag vermutlich auch daran, dass es schon später am Nachmittag war.
Devils TowerDer Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt, auch wenn wir auf eine Wanderung einmal um den Devils Tower verzichtet haben. Es hätte zeitlich nicht so recht gepasst und es war vor allem extrem warm. Da muss man nicht zwingend am Berg „rumkraxeln“. Auf jeden Fall konnten wir zahlreiche schöne Aufnahmen und eine Menge Eindrücke vom Devils Tower mitnehmen. Schließlich haben wir noch die Souvenir-Shops erkundet, in denen es erstaunlich viel „Alien“-Souvenirs gab, und uns mit einem Eis abgekühlt.
„America the beautiful“
Natürlich kostet der besuch des Devils Tower Eintritt, denn es ist ein National Monument und somit Teil des gleichnamigen Nationalparks. 25 Dollar sollte der Eintritt kosten, was für einen einfachen Tagesbesuch also nicht ganz billig ist. Für uns war das aber kein Problem, denn der Devils Tower sollte ja nur der erste vieler weiterer Nationalparks auf unserer Reise sein. Somit kauften wir dort gleich eine Jahreskarte („America the beautiful“) für 80 Dollar (incl. Steuer!), mit der wir ohne weitere Kosten alle weiteren Nationalparks besuchen konnten. Und bei Eintrittspreisen in die Nationalparks von 25 bis 35 Dollar pro PKW rechnet sich so ein Jahrespass bereits ab dem Besuch von drei Nationalparks.
Interessant ist allerdings, dass der Jahrespass nicht mehr übertragbar ist und man daher auch jedes Mal neben dem Pass auch seinen Ausweis bzw. Reisepass vorzeigen muss. 2019 war das noch anders, da durfte der Jahrespass ganz offiziell von zwei Personen bzw. Fahrzeugen verwendet werden. Natürlich ging das nicht gleichzeitig, aber man konnte den Jahrespass nach seiner Reise einem Freund geben, der dann ebenfalls alle Nationalparks mit diesem Jahrespass hätte besuchen können. Möglicherweise wurde das aber zu sehr ausgenutzt, so dass es letztlich abgeschafft wurde.
Schließlich hatten wir dann noch ca. 1,5 Stunden Fahrt über den Interstate 90 bis nach Gillette vor uns, wo wir eine Nacht verbringen wollten. Gillette war dabei eine echte Überraschung, denn wir hatten mit einer kleinen (eher hässlichen) Stadt gerechnet, die außer unserem Hotel und ein paar Kohlegruben in der Nähe nicht viel zu bieten hat. Doch es war ganz anders! Ja, an einer eher hässlichen Kohlegruben-Anlage fährt man auf dem Weg nach Gillette vorbei, die Stadt selbst war aber alles andere als hässlich. Es gab sogar eine historische Altstadt und eine riesige Shopping-Area. Dort haben wir dann auch bei Apple Bees zu Abend gegessen und nach einer kleinen Stadtrundfahrt mit anschließenden Vorräte-auffüllen bei Walmart den Tag im Hotel ausklingen lassen.
Zurückgelegte Strecke: 372 km
Tag 6 (Samstag, 8. Juni 2024):
Tag 6 sollte ebenfalls nur dazu dienen, die Entfernung zum Yellowstone Nationalpark zu verkürzen. Spezielle Ziele hatten wir für diesen Tag nicht eingeplant. Und so fuhren wir los mit dem Tagesziel Cody.
Der erste größere Ort war dann Buffalo und je näher wir Buffalo kamen, umso deutlicher und höher wurden die Berge in unserer geplanten Richtung. Buffalo selbst – man könnte es durch den Namen schon ahnen – war wieder eine alte Westernstadt mit entsprechend interessanter Innenstadt. Nach Buffalo ging es in den Bighorn National Forrest – eben jene Berge, die wir schon einige Zeit zu sehen bekamen. Die Straße führte über zahlreiche Kurven offensichtlich immer höher in die Berge, was wir aber gar nicht so bewusst wahrgenommen hatten.
Umso erstaunter waren wir, als wir plötzlich das Schild „Point of Interest“ entdeckten und beim Stopp bei eben jenem erfuhren, dass wir hier am Powder River Pass sind, der sich auf immerhin 9666 Fuß befindet. Das sind 2946 Meter über dem Meeresspiegel, entsprechend kalt war es dort oben und es lag auch noch etwas Schnee. Danach ging es durch den Tensleep Creek Canyon mit einer abermals einmaligen Western-Film-Kulisse bis nach Ten Sleep. Interessant war auch, wie viel Schmelzwasser der kleine Fluss transportieren musste, so dass er am Ende des Canyons teilweise über seine Ufer trat und riesige Landflächen überflutete.
Nach einem Stopp in Tensleep war die weitere Fahrt bis nach Cody landschaftlich zwar immer noch sehr interessant, führte uns aber größtenteils durch meist ebenes Gelände und einige größere und kleine Ortschaften, die teilweise sogar ein eigenes Welcome Center hatten. Somit waren wir schon am Nachmittag an unserem Tagesziel angekommen und konnten auch direkt im Hotel einchecken.
Buffalo Bill Damm
Cody hat auch so viel zu bieten, dass man dort ebenfalls locker 2 oder 3 Tage verbringen könnte. Wir hatten allerdings nur eine Nacht geplant und mussten uns daher auf ein oder zwei Highlights beschränken. Wir entschieden uns erstmal nach einer kurzen „Verschnaufpause“ im Hotel für den Buffalo-Bill-Damm. Dieser befindet sich neben der Straße, die in den Yellowstone Nationalpark führt, allerdings ist der Damm nur wenige Fahrminuten von Cody entfernt. Somit hatten wir ausgiebig Zeit, den Damm zu besichtigen und ein bisschen über seine Geschichte und Entstehung zu erfahren. Das war einerseits durch den Fahrer des kostenlosen Shuttles vom Parkplatz zum Visitor Center möglich, der die wenigen Minuten Fahrt dazu nutze, uns schon mal auf die wichtigsten Fakten rund um den Damm hinzuweisen. Außerdem konnte man im Visitor Center einen 20 Minuten dauernden Film angucken, der die durchaus interessante Geschichte des Staudamms erklärte.
Interessanter Fakt: Der Staudamm war 1910 der höchste Damm der Welt und es hat sechs Jahre gedauert, den Damm fertig zu stellen, wobei mehrere Unternehmen daran scheiterten – auch durch die teils unwirklichen Wetterbedingungen im Winter und das viele Schmelzwasser in den Sommermonaten.
Rodeo-Hauptstadt der USA (und Welt)
Abends wollten wir dann eigentlich zum Rodeo. Cody ist die „Rodeo-Hauptstadt“ der USA bzw. wohl auch der ganzen Welt. Das wollten wir uns eigentlich nicht entgehen lassen. Also sind wir gleich mal zur Rodeo-Arena gefahren, um in Erfahrung zu bringen, ob es noch Karten gibt und wo man diese kaufen kann. Natürlich trafen wir wieder eine einheimische Angestellte, die uns alles mögliche über Rodeo erzählte und uns auch den Tipp gab, die Karten online zu kaufen. Andernfalls stehe man abends ewig an der Kasse. Letztlich haben wir uns aber dagegen entschieden, denn 24 Dollar pro Person war uns dann doch etwas zu viel. Mit Rodeo hatten bisher wenig am Hut – wir kennen es eigentlich nur durch die Serie Yellowstone. Es war aber auch nichts, was wir unbedingt mal sehen wollten. 24 Dollar für beide zusammen wäre für uns okay gewesen und wir hätten uns den Spaß gegeben, aber 48 Dollar (+ Steuern) war es uns dann doch nicht wert.
Man konnte allerdings während der Show ziemlich nah an die Arena ran, so dass man einiges mitbekommen konnte, was da so abgeht. Und das bestätigte uns dann doch, dass wir uns dagegen entschieden hatten. Man muss unsere Meinung nach schon ein bisschen „Grundwissen“ haben, wie Rodeo funktioniert und auf was es da alles ankommt, um bei einem lokalen Rodeo mit lokalen „Stars“ nicht komplett ahnungslos dabei zu sitzen.
Statt also nach dem Abendessen bei Arby’s, was nebenbei gesagt trotz Fastfood echt lecker war, den Abend in der Rodeo-Arena zu verbringen, haben wir dir Zeit genutzt, um Cody noch ein bisschen zu besichtigen. Auch hier gab es eine interessante Innenstadt – unter anderem mit dem alten Hotel von Buffalo Bill – das Buffalo Bill’s Irma. Das ist allerdings nicht nur ein Hotel, sondern zudem ein Restaurant und eine Bar. Leider hatten wir schon anderswo gegessen, so dass wir es nur von außen besichtigt haben. Auch von Buffalo Bill selbst gibt es in Cody eine Statue, denn die Stadt Cody ist nach Buffalo Bill benannt. Mit bürgerlichem Namen hieß Buffalo Bill nämlich William Frederick Cody.
Schließlich haben wir noch ein Eis gegessen – mit das einzige Lokal, das nach 20 Uhr noch geöffnet hatte – bevor wir den Tag im Hotel beendeten.
Zurückgelegte Strecke: 455 km
Am nächsten Tag sollte es dann endlich in den Yellowstone Nationalpark gehen, allerdings nicht auf dem direkten Weg, sondern über „Top of the world„.